haben wir alle schon philosophiert. Anlässe gibt es genug. Wie
viele andere Merkmale auch, beruht unser Verhalten sowohl auf ererbten
als auch auf umweltbedingt erworbenen Programmen. (Mit berücksichtigt
werden müssen möglicherweise auch genetische Mutationen.)
Schon Goethe stellte fest: Nicht allein
das Angeborene, sondern auch das Erworbene ist der Mensch.
Es ist weiter anzunehmen, dass auch das Verhältnis zwischen genetisch
festgelegten und erwerbbaren Merkmalen einer Exemplarstreuung unterliegt.
Aufgrund der Ergebnisse der Zwillingsforschung wird vermutet, dass unser
Verhalten, bis hin zu bestimmten Merkmalen der Körpersprache, in weit
höherem Maße als bisher angenommen, genetisch festgelegt ist.
Bei den bei eineiigen Zwillingen beobachteten Phänomenen schließe
ich aber ASW-Effekte (aussersinnliche Wahrnehmung) auch nicht aus. (Wegen
der schlechten Beweislage wird dieses Thema von den Naturwissenschaftlern
vernachlässigt.)
Lesen sie hierzu den interessanten Artikel: Der
Mensch - Sklave seiner Gene.
In dem Kapitel philosophische Weltbilder wurden einige Aussagen zum Verhalten gemacht (s. Sackgasse oder enge Kurve?). Darauf aufbauend und aufgrund der Analyse eigener Beobachtungen stelle ich folgende These zur Diskussion:
Beobachtungen:
Ich habe (mühsam!) gelernt, mich über von mir als
rücksichtslos empfundene Verhaltensweisen der Mitmenschen nicht zu
ärgern, sondern diese als willkommene Daten für eine statistische
Auswertung zu betrachten. Weil mir die Ursachen für solches Verhalten
bewusst sind, empfinde ich das nicht als besorgniserregend. Dass nach meiner
subjektiven Einschätzung die Rücksichtslosigkeit in unserer Gesellschaft
eher zunimmt, macht mich höchstens etwas traurig, denn dies ist eine
rückwärts
(abwärts!) gerichtete kulturelle Entwicklung.
Von einer solchen kontrollierten Reaktion sind noch einige Fälle
ausgenommen, zu denen der folgende gehört: Ein Hundehaufen gewaltigen
Ausmaßes vor einem Hauseingang, mitten auf dem Bürgersteig oder
auf einer Treppe. Zu solchen Fällen fehlen mir Daten, ich gehe aber
davon aus, dass sich nur eine Minderheit (s. Normalverteilung) so
verhält und das fällt auch nicht mehr in den Bereich Gedankenlosigkeit.
Hier nur einige harmlose Beispiele, also Kleinigkeiten, aus dem täglichen Erleben:
Die Überforderung vieler Kfz-Lenker/-innen wird auch durch die Unfallzahlen im Straßenverkehr verdeutlicht. Die Regelungen zum Kreisverkehr - objektiv gesehen nicht besonders kompliziert - verunsichern bereits einen erschreckend großen Teil der Verkehrsteilnehmer. Aus diesem Grund wurden diese Verkehrskreisel - eine Erfindung der 50er Jahre - in den 60er Jahren wieder zurückgebaut. Gegenwärtig schießen sie wie Pilze aus dem Boden. (Kennen Sie jemand, der die Regelung der abknickenden Vorfahrt beherrscht?)
Zwangsläufig werden die meisten Beobachtungen im Straßenverkehr
gemacht. Hier tritt die Neigung der Menschen, ausschließlich an den
eigenen Vorteil zu denken, sichtbar zutage. Über andere Fälle
kann man in der Zeitung nachlesen, wenn diese zu den typischen nachbarschaftlichen
Streitigkeiten eskalieren und die Gerichte beschäftigen.
Dabei ist solches Verhalten ungesund, wie aus einer
Pressemeldung im Mai/00 zu erfahren ist: Wer zu Wutanfällen neigt
und seine Mitmenschen feindselig behandelt, läuft größere
Gefahr zu verkalken. Das Risiko einer Verstopfung oder Verhärtung
der Arterien sei bei aggressiven 2,5 mal so hoch wie bei toleranten Menschen,
berichteten Ärzte im kalifornischen Oakland, ...bei Kolerikern sei
die Gefahr einer schweren Arterienverkalkung sogar neun mal höher.
Also
tun wir doch einfach etwas für unsere Gesundheit!
Fangen Sie bei Ihren Nachbarn an, Sie selbst
können
den Zugang gestalten, ohne Maschendrahtzaun (s. Beispiel:
Der
Weg zu meinem Nachbarn).
Die vielen, ebenfalls in der Zeitung vermerkten Fälle von Fahrer-
oder Verkehrsflucht gehen ebenfalls über eine Gedankenlosigkeit
hinaus.
Ich habe früher gelegentlich versucht, einen Mitmenschen höflich
auf rücksichtsloses Verhalten hinzuweisen, was nicht selten
mit Empörung quittiert wurde. Aus vielerlei Gründen unterlasse
ich dies heute. Ich erinnere mich aber noch gut an eine Nachrichtensendung,
als Katastrophengaffer (also Mitmenschen) empört reagierten,
weil sie von der Polizei zum Verlassen des Ortes aufgefordert wurden.
Frage: Gäbe es in diesem, unserem Lande noch öffentliche
Hinrichtungen, wie hoch schätzen Sie die Zahl der Zuschauer?
Eine Normalverteilung des Elementes Rücksichtslosigkeit könnte
sich wie folgt darstellen: Ca. 50-60% der Menschen sind aus Gedankenlosigkeit
rücksichtslos, 20-25% sind nicht bereit zur Rücksichtnahme, 20-25%
bemühen sich um Rücksichtnahme. Diese Zahlen decken sich ungefähr
mit meinen Beobachtungen und vor allem mit dem Ergebnis einer Umfrage:
20-25% der Befragten erklärten, (zu einem bestimmten Sachverhalt)
keine Rücksicht auf die Mitmenschen nehmen zu wollen! In dieser Größenordnung
liegt (im Bereich der Polizeidirektion Kempten) auch der Anteil
derer, die nach Karambolagen Fahrerflucht begehen.
Viele dieser Mitmenschen halten sich für Christen. Aber sie sind
nicht einmal das. Denn in der Bibel steht geschrieben: Du solls deinen
Nächsten lieben wie dich selbst.
Und: Alles nun, was ihr wollt, dass es euch die Menschen tun,
das sollt auch ihr ihnen tun.
Dieser, als Goldene Regel bekannte Grundsatz
ist älter als das Christentum und für den Menschen (im Dialog
mit sich selbst, d.h. durch einen Denkvorgang) erfahrbar. Dazu nochmals
Goethes
Faust: Ein guter Mensch in seinem dunkeln Drange ist sich des rechten
Weges wohl bewußt. Mit einer anderen wertvollen Eigenschaft,
die allerdings auch in der Bibel nicht zu finden ist, sieht es nicht besser
aus. Gemeint ist die Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Viele
Menschen, die zu bestimmten Dingen öffentlich ihre Meinung äußern,
riskieren den Verlust ihrer Fensterscheiben. Telefonterror ist ihnen gewiss.
Anonym, denn Intoleranz basiert auch auf der Feigheit und der Unfähigkeit,
die eigene Meinung sachlich zu begründen und logisch zusammenhängend
darstellen zu können. Die Schrifstellerin
Esther Vilar wurde bedroht und verprügelt. Ihr "Vergehen" war,
einfache Dinge, beobachtet und logisch abgeleitet, etwas provozierend zur
Diskussion gestellt zu haben. Für die einen eine erfrischende Lektüre,
für die anderen eine nicht hinnehmbare Kränkung.
Manchmal habe ich für Schopenhauers Sicht zur Menschheit
Verständnis. Auch Goethe äußerte sich dazu:
Tief
und ernstlich denkende Menschen haben gegen das Publikum einen bösen
Stand.
Gelegentlich träume ich von einem ganz einsamen Wohnort, am liebsten
auf einer Insel mit einer überschaubaren Anzahl von netten Mitbewohnern,
aber mit Internetanschluss.
Der Umgang mit den Mitmenschen im Internet hat einen sehr interessanten
Aspekt: Jeder Teilnehmer am Netz gehört zur Fan-Gemeinschaft
von Gleichgesinnten. Der Gesprächspartner sitzt gegenüber (in
der eigenen Hütte) in der vertrauten Umgebung. Es gibt keine Fremden
und keine Anderen mehr. Die weltweite Vernetzung könnte
also einen wesentlichen Beitrag für eine neue Kultur und zur Beherrschung
unserer genetischen Schwachstellen liefern.
Wir handeln und reagieren gerne aus dem Bauch heraus, emotional. Das
Ergebnis halten wir dann für unseren persönlichen Charme. Aber
unsere gefühlsbetonten Verhaltensweisen sind es, die uns denen die
uns nahestehen, sympathisch und liebenswert erscheinen lassen (hoffentlich!).
Oder möchten Sie mit einem Partner aus der Familie des Mr. Spok
zusammen leben?
Rational und logisch zu denken muss erlernt und trainiert werden und
ein bischen mehr davon wäre der Menschheit zu wünschen. Es geht
zwar auch ohne, aber wir wollen doch weiterkommen! Aber wie weit kommen
wir ganz ohne unsere Märchenwelt und wie ernst wollen wir diese nehmen?
Folgend ein kleines Beispiel zu Thema.
Ich gebe gelegentlich einen Lottoschein ab. Warum? Weil ich
gewinnen möchte. Aber es ist viel wahrscheinlicher, dass ich bei einem
Verkehrsunfall auf der Strecke bleibe. Erst wenn ich jede Woche 30 Tips
abgebe, ist meine Chance auf einen 6er größer. Aber im anderen
Fall lege ich gar keinen Wert auf einen Treffer. Hier bleibt die Logik
auf der Strecke.
Vielleicht wird das folgende Beispiel einigen Lesern als zu weit hergeholt
erscheinen, ich zeige es trotzdem:
Wenn jemand mit einem Auto japanischer Herkunft beim Arbeitsamt zwecks
Meldung vorfährt, erinnere ich mich (ausnahmsweise) an diesen Spruch:
Wir haben ganz klein angefangen. Vor Milliarden Jahren. Die Evolution ist eine Weiterentwicklung, d.h., bewährtes blieb, neues kam hinzu. Die verschiedenen Teile unseres Gehirns stammen aus verschiedenen Epochen der Evolution. Die Informationsverarbeitung in den älteren Teilen des Gehirns wird uns nicht bewusst. Entsprechend dem Verlauf der Entwicklungsgeschichte, sprechen manche von einem Reptilienhirn, einem (frühen) Säugetierhirn und schließlich von dem des Primaten. Entsprechend sind in den Teilen des Gehirns die Steuerungsprogramme aus der jeweils erreichten Entwicklungsstufe gespeichert. Unser Verhalten wird auch noch aus diesen sehr alten Teilen des Gehirns gesteuert. Mit dieser Thematik befassen sich die Aufsätze: Drei Hirne in unserem Kopf (externe Seite) und Wesen und Ziel des menschlichen Bewußtseins (externe Seite) und vor allem das im Literaturverzeichnis aufgeführte Buch: Die Selbstorganisation des Universums.
Es gibt auch interessante Spekulationen zu dieser Problematik. Eine möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Es stellte jemand die These auf, dass die Furcht der Säugetiere vor den Sauriern vor ca. 70 Millionen Jahren noch die frühen Kulturen der Menschheitsgeschichte erreicht hat, weil der Drache, bzw. die Auseinandersetzung mit diesem, in vielen Kulturen zu beobachten war.