Eine Gesellschaft hat grundsätzliche Probleme, weil deren Mitglieder
und vor allem deren Politiker, Menschen sind. Die Probleme menschlichen
Verhaltens wurden bereits an anderer Stelle beleuchtet und über unsere
Politiker steht jeden Tag sehr viel in der Zeitung. Nicht über deren
Arbeitsergebnisse, darüber gibt es wenig zu berichten. Eher über
das, was sie nicht tun: Z.B. die Ladenschlussgesetze abschaffen.
In Deutschland gibt es ein besonderes Problem: Nach dem Ende des zweiten
Weltkrieges umerzogen, zu Leisetretern und Ohnemicheln, wuchs eine Generation
nach, die nicht wusste, woran man sich orientieren sollte. Normalerweise
entwickelt sich eine Gesellschaft kontinuierlich weiter, auch aus ihrer
Geschichte heraus, aber dieser Weg schied aus, weil die Vergangenheit nicht
mehr zur Verfügung stand. Damit war die Kontinuität unterbrochen.
Die neue Generation wollte daher einfach nur anders sein, -alternativ-
und liefen in Lumpen gekleidet durch die Straßen. Aber man hatte
kein funktionierendes Konzept für eine Alternative, man war einfach
gegen alles was diesen Staat, diese Gesellschaft, ausmachte.
Diese Hilflosigkeit entlud sich bei einigen Vertretern dieser Generation
zu Gewalttätigkeiten, man wollte den Staat, insbesondere diesen,
abschaffen.
Dieses Vorhaben scheiterte, der Staat setzte sich zur Wehr. Heute sitzen
Vertreter dieser Generation in den Amtsstuben, seit anno 1998 auch in der
großen Politik und setzen ihr Werk fort. Stück für Stück,
Schritt für Schritt. Und die schweigende Mehrheit, zu Duckmäusern
erzogen, warten auf die anderen. Und genau das ist uns schon einmal
zum Verhängnis geworden.
Infolge eine Fehlprogrammierung meines Videorekorders bin ich im Besitz
einer Aufnahme von einem Parteitag, bei dem ein bekanntes Mitglied dieser
Partei unter großem Beifall ausrief: "Wir wollen das Ende dieses
Staates!" Das war anno 1985 und diese Partei hat jetzt Regierungsverantwortung.
Das hat auch eine gewisse Ironie: Die Wähler, die sich für
diese Politik entschieden haben, werden von der Konsequenz dieser
Politik am härtesten getroffen werden. Aber erst in der nächsten
Generation (und dann wird es wieder keiner gewesen sein). Denn der
Teil der Bevölkerung, der diesen Staat überwiegend bezahlt (eine
Minderheit), ist flexibel genug sich auch anders orientieren zu können.
Und so fahren wir fort, Arbeitsplätze zu exportieren und Sozialhilfeempfänger
zu importieren und zu bezahlen. Immer wenn die Keule benutzt wird, wie
Martin
Walser dies nannte. Oder im Rahmen der EU: Versailles ohne Krieg
schrieb mal eine ausländische Zeitung dazu. Wer dies in Deutschland
zitiert (ich persönlich halte es für gut beobachtet),
findet bei seinen Mitbürgern meistens lebhafte Zustimmung. Wer dies
aber öffentlich tut, wird sehr schnell merken woran er ist, bzw. mit
wem wir es zu tun haben. Und wer Gelegenheit hatte, sich noch mit Zeitzeugen
der 20er und der frühen 30er Jahre zu unterhalten, wird möglicherweise
sehr nachdenklich werden.
Allein mit den jedes Jahr verschwendeten Haushaltsgeldern oder mit dem Etat für die Folgen des Missbrauchs des Asylgesetzes könnte jedes Jahr eine Transrapidstrecke finanziert werden. Deutschland kann vor allem auf technologischem Gebiet konkurrenzfähig bleiben. Gegenwärtig sind aber unter den 4 Millionen Arbeitslosen die Mitarbeiter, die die Industrie dringend braucht, nicht zu haben. Freizeit und Spaß ist gewünscht, nicht Mühe. Alle Versuche, qualifizierte und motivierte Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen, scheitern ebenfalls an unserem Staat. (Der SPIEGEL befasst sich in Nr.6/2000 mit diesem Thema: Teutonische Prozeduren) Dies führt auch dazu, dass deutsche Unternehmen ganze Expertenteams ins Ausland verlagern. Und wenn jemand einen Vorschlag zur Anwerbung der dringend benötigten Spezialisten macht, dann heulen sie auf, die Bedenkenträger, die Verhinderer und die Gewerkschaften.
Nachdem mir heute das Buch von Günter Ogger: