Die Evolution des Geistes musste, ebenso wie die biologische Evolution
und zuvor die Evolution der Materie, eine Vielfalt hervorbringen.
Auf der experimentellen Suche nach der Kultur, die der Evolution
den Weg zur nächsten Ebene (Seinsebene) bereiten kann. (S.
auch Kapitel: Werden wir uns weiterentwickeln?)
Mit der Entwicklung höherer Arten befasst sich auch Peter
Möller.
Dieser Weg wird die Klüfte zwischen den Formen intelligenten Lebens
weiter vergrößern. Haben wir heute schon steinzeitliche Kulturen,
die der sog. Entwicklungsländer und die der Industrienationen, innerhalb
der beiden Letztgenannten starke Differenzierungen, so wird der Weg in
die Zukunft diese Unterschiede vergrößern. Wir erleben gerade
in Europa, wie die Gesellschaft - allerdings durch eine verfehlte Politik
unfähiger Politiker - eine größer werdende Schar von Chancenlosen
zurücklässt. Ein in Deutschland lebender türkischer Professor
stellte fest, dass Deutschland Arbeitsplätze exportiere und Sozialhilfeempfänger
importiere. Eine Zeitbombe, deren Problematik ein 13-jähriger Schüler
begreifen kann, nicht aber die Politiker. Deren Verstand und Moral reicht,
von Ausnahmen abgesehen, bis zu ihren Bezügen, Pensionen und Schmiergeldern.
(Hier
lesen Sie mehr dazu). Das Schmiergeldvolumen in Deutschland
wird von Fachleuten auf ca. 5 Milliarden DM im Jahr geschätzt
(Stand:
11/99).
Zurück zum Thema:
Wer jetzt nach dem Land der Zukunft Ausschau hält, wird keines
finden. Die nächste von der Evolution (des Geistes) angesteuerte
Seinsebene könnte sich im Rahmen von kybernetischen Prozessen im virtuellen
Raum lokaler und weltweiter Rechnernetze entwickeln. Nach den Regeln der
Evolution, mit denen wir in einem ersten Schritt schon in unseren noch
primitiven Systemumgebungen experimentieren. (Lesen Sie hierzu die Arbeiten
über digitale Organismen von Thomas
S. Ray) Wir werden diese Systeme nicht konstruieren, diese werden sich
selbst nach den Spielregeln der Evolution schaffen (sich selbst organisieren).
Wir werden sie auf den Weg bringen und mit ihnen in Symbiose leben. In
Zukunftsromanen werden wir von ihnen beherrscht. Wir neigen zu solchen
Spekulationen, weil diese Art zu denken dem bisher erreichten Niveau unseres
Geistes entspricht. Lange bevor es dazu kommen könnte, werden wir
die Gentechnologie beherrschen und auch die Grundlagen der Nanotechnologie
müssen wir erst zur Einsatzreife bringen, bevor diese durch KI-Systeme
eingesetzt werden kann. Das Rennen zwischen Gentechnologie und KI wird
noch lange offen bleiben, nicht einmal Spekulationen dazu wären sinnvoll.
Ein langer Weg also. Aber
die Medien haben das Thema schon entdeckt und behandeln es hin und wieder,
ganz vorsichtig.
Dieser Weg könnte durch folgende Meilensteine markiert sein:
Das 20. Jahrhundert
schuf erste Voraussetzungen, die einen Blick in die neue Richtung ermöglichen.
Das 21. Jahrhundert
wird im Zeichen der Entwicklung folgender Technologien stehen: Gentechnologie,
neue Rechner- und Netztechnologien, Nanotechnologie, KI- Systeme. Neue
Denkweisen und Sichten auf der Basis der Wissenschaftskultur, intensive
Forschung im Bereich der Astrophysik, Quantenphysik und Molekular- und
Neurobiologie können weitere Voraussetzungen schaffen. Aber auch diese
neue Kultur wird sich schon nicht mehr lokalisieren lassen: Die Mitglieder
dieser neuen Gesellschaft sind international und weltweit vernetzt. Aus
den Minderheiten der verschiedenen Nationalitäten wird eine virtuelle
Kulturgemeinschaft heranwachsen.
Kein auserwähltes Volk, keine Heilsbringersekte und kein Guru
werden diesen Weg (ins Paradies?) öffnen. Nur die Vernunft
als Basis einer internationalen, neuen Kultur. Nach den Spielregeln der
Evolution wird diese Kultur die positiven Elemente bisheriger Kulturstufen
übernehmen und darauf aufbauen. Wir werden uns auch weiterhin an den
Produkten der Bildenden Kunst, Literatur und Musik erfreuen aber ergänzend
ein neues Selbstverständnis entwickeln.
Neben 12 großen Weltreligionen gibt es (zur gegenwärtigen
Jahrtausendwende noch) mindestens 5000 weitere Kulturen der Naturvölker(NATIONAL
GEOGRAPHIC, Aug. 1999). Infolge der weltweiten Kommunikation
und Verkehrsverbindungen werden sich mehr und mehr gemeinsame kulturelle
Elemente und Wertvorstelungen verbreiten. Damit wird der natürlichen
Diversifikation entgegengewirkt. Ein bei der biologischen Evolution beobachtbares
Grundprinzip scheint auch hier zu wirken:
Macht ein Teil einer Art nach räumlicher Trennung einen Sprung
in seiner Entwicklung, der überlebenswichtige Vorteile mit sich bringt,
so bleibt die restliche Population in ihrer Entwicklung zurück. Das
Fenster wird sich nie wieder öffnen. Dies kann zur Entwicklung einer
neuen Art führen.
Bezogen auf die kulturelle Evolution beutet dies, dass wir vermutlich
die Naturvölker weiter zurücklassen werden. Macht die globale
Wissenschaftskultur das Rennen, so werden die neuen kulturellen Grenzen
auch bisher homogene Kulturen spalten. Die sich weltweit formierende Internet-Gemeinde,
die sich bereits auf eine Amtssprache geeinigt hat, weist in diese Richtung.
Die Übergangsphase wird, wie immer, turbulent werden. Gegner
neuer Technologien werden weiter versuchen, Neues zu kriminalisieren un
zu boykottieren. Aber ihre Karten werden immer schlechter. Die Technologien
werden nicht mehr auf Maisfeldern getestet werden, wie auch Kernwaffenversuche
nicht mehr erforderlich sind. Der virtuelle Raum lokaler Netze wird zum
Schutzraum. Es bleibt zu hoffen, dass die weiterzuentwickelnde Vernunft
einen Technologiemissbrauch minimiert. (Mit dieser Problematik werden
wir leben müssen, solange wir die Erblast der biologischen Evolution
mit uns herumtragen.)
Diese Übergangsphase wird durch das bis auf weiteres größte
Problem der Menschheit zusätzlich gebremst werden: Das Krisenmanagement,
diesen Planeten bewohnbar zu halten wird Mittel binden und Prioritäten
erfordern. Ghettos werden (zunehmend in Form luxuriöser Zoos)
auch am anderen Ende der Skala entstehen.
Im 22. Jahrhundert
könnten die meisten Probleme lösbar werden, aber nicht für
alle auf gleiche Weise. Die Einsicht, dass nicht Waffengewalt, sondern
die Überlegenheit des Geistes weit über die Grenzen des bis heute
erreichten menschlichen Verstandes hinaus das Überleben sichert, könnte
das Blatt allmählich wenden. Berücksichtigt man die Einsatzmöglichkeit
aller obengenannten Zukunftstechnologien, so könnte ein Übergang
in die nächste (übermenschliche) Seinsebene durchaus ohne
die uns heute bekannten Formen der Gewalt vor sich gehen. Die Koexistenz
verschiedener, sich ergänzender Lebensformen ist im Sinne der Natur.
Aber auch ein Nebeneinander oder eine Unterordnung (Beispiel Haustiere)
ist möglich. Der größte Fehler, der nach meiner Auffassung
bei solchen Zukunftsspekulationen gemacht wird, ist der, dass dies mit
unserem bis heute entwickelten Verstand versucht wird. Das kann nur daneben
gehen, solange wir bei wesentlichen Fragen des Seins noch im Dunkeln herumtappen.
Die Sache mit dem Paradies
gehört zu den Ur- Sehnsüchten der Menschheit. Aber es wird
wohl noch dauern. Und die sich in einer höheren, KI-basierten Seinsebene
abzeichnende Möglichkeit einer Form des ewigen Lebens ist sicher nicht
das, wovon viele träumen.