Die Sprache bzw. der Umgang mit derselben, ist ein wesentliches Merkmal
für die Qualität einer Kultur, d.h. auch für die geistige
Verfassung der Mitglieder einer Gesellschaft. Deutschland war einmal das
Land der Dichter und Denker.
Jede Sprache übernimmt Wörter aus anderen Sprachen, wenn
zum Zeitpunkt der Einführung eine prägnante Entsprechung in der
eigenen Sprache fehlt. Diese Begriffe werden dann im Laufe der Zeit bzgl.
der Schreibweise und Aussprache der eigenen Sprache angeglichen. Die gerade
eingeführte Reform im deutschen Sprachraum macht dies ebenso deutlich
wie der racksäck in Amerika. Ich benutze daher zur Betrachtung
meiner Houmpäidsch einen Brauser. Aber eine
päidsch
bleibt bei mir eine Seite. Gegenwärtig ist in der deutschen
Sprache etwas anderes zu beobachten: Es werden mehr oder weniger wahllos
englische Begriffe eingefügt, obwohl es in der deutschen Sprache sehr
viel prägnantere Ausdrücke gäbe. Weil die überwiegende
Anzahl der Deutschen die englische Sprache nicht
"fließend"
beherrscht, führt dies zu kuriosen und in einigen Fällen unsinnigen
Interpretationen (was mich dann an "Des Kaisers neue Kleider" erinnert).
Auch hier können wieder verschiedene Denkweisen analysiert werden:
Die einen sehen sich total kosmopolitisch und wegweisend - auf mich
wirkt es manchmal entsetzlich blöd.
Hei Juser, heute schon gesörft?
Oder fehlen Eurem Kompjuter die richtigen Fietschers?
Man braucht etwas Pörformenz, möglichst einen Hei-spied-Anschluss,
den richtigen Proweider, muss einige Tägs machen, kuhl
bleiben
und los geht's. Äktschn! Pauer habt Ihr ja selbst
genug. Es lohnt sich schon wegen der vielen Iewents (auch oupen
är), Heileits und Njuhs im Netz! Aber auch das Daunladen
von Feils ist interessant! Wenn es nicht läuft, empfehle ich
Euch den Besuch eines Wörkschops(deutsch: Arbeitsladen),
dort wird im Tiem gearbeitet und der erforderliche Bäckgraund
vermittelt. Eigentlich ist alles ziemlich iesi. Wenn alles läuft,
erwarte ich Euren Fietbäck, notfalls auch per Händi!
Unser nächstes Mieting in der Ssitti ist übrigens
gekänzelt!
Euer Djo
Wer kreiert eigentlich diese neue Sprache? Die Deutschen können
das nicht sein, denn die können kaum Englisch, wenn man dies an der
Beobachtung von deutschen Touristen misst.
Amerikaner können es auch nicht sein, denn diese verstehen diese
Art von Englisch manchmal gar nicht. Unsere europäischen Nachbarn
sind es auch nicht, die lachen sich darüber kaputt!
Ich konnte diese Frage bisher nicht klären, weil ich noch nie
jemanden getroffen habe, der diese Sprache auch spricht. Das wundert mich
nicht, schliesslich wird die Rechtschreibreform auch damit begründet,
dass Wörter so geschrieben werden sollten, wie sie gesprochen werden.
Nach einer der Grundregeln im Bisiness ist ein Unternehmen, das nicht
die Sprache seiner Kunden spricht, schon klinisch tot. In Dienstleistungsparadiesen
wie USA und Japan*** Gesetz.
Also habe ich einmal in einem Geschäft für Autdor-Kleidung
(es
handelte sich um ein Autlet, das auch Dieseiner-Klamotten führt),
an dem aussen alles auf Englisch angeschrieben war, (bis auf das Datum,
das war deutsch) englisch gesprochen.
Zugegebenermassen ist das sicher mein persönliches Problem, weil ich immer versuche, die im englischen Sprachraum üblichen Bedeutungen der Wörter einzusetzen. Und das sind sehr viele, unterschiedliche. Man hat mehr und mehr den Eindruck, dass Kauderwenglisch-Verfasser die Bedeutung der von ihnen verwendeten Begriffe selbst nicht kennen. So lässt die Art der Verwendung des Wortes ssait darauf schliessen, dass viele dies für die Übersetzung des deutschen Wortes Seite halten. Ebenso beliebt wie fehlerhaft ist die Verwendung des Begriffs Pörformenz. Aber das sind sicher Pienats, denn auch Goethes Faust hatte Probleme beim Übersetzen:
Suchen Sie einen neuen Dschob? Ohne gute Englischkenntnisse werden Sie
keinen finden. Ein Autpläissment-Berater koutscht und trainiert
entlassene Fach- und Führungskräfte, las ich gerade in meiner
Tageszeitung. Also ist die Arbeitsvermittlung aut?
Mein Tip: Werden Sie Iewentmänätscher, die Branche
buhmt! Aber auch Ollraunder sind gefragt.
Ich verlange daher bei Prospekten oder Katalogen manchmal die deutsche oder die englische Ausgabe. Gekauft habe ich auf kauderwenglisch angepriesene Produkte bisher nicht - denn ich muss annehmen, dass nicht nur die Sprache nicht beherrscht wird. Das hat sich heute (14.09.1999) wieder einmal bestätigt: Trotz Iesi Schopping und Häppi-Korner in einem Uhren-Schmuckgeschäft haben wir schliesslich bei der deutschsprachigen Konkurrenz besser und preiswerter eingekauft.
Daher wird womöglich mein nächstes Rechnersystem den Namen apple tragen. Die Webseite www.apple.de (Stand: 1999) hebt sich positiv aus dem Netzdschungel heraus. Es gilt die Devise: Deutsch oder Englisch. Die Rechner haben Leistungsmerkmale, Schnittstellen und es gibt Webseiten. Der deutsche Kunde ist durch die präzise Ausdrucksweise in seiner Muttersprache umfassend informiert. Und wenn er möchte, kann er die Informationen auch in Englisch abrufen.
Dass es sich um eine deutsche Fehlleistung handelt, ist nicht
verwunderlich. Der Kunde hat sich (in der Dienstleistungswüste
Deutschland) nach der im Unternehmen üblichen Umgangssprache,
dem Fachjargon zu richten. Schliesslich will er ja etwas! Es gibt
aber auch Analysten, die die im Nachkriegsdeutschland erworbene und öffentlich
praktizierte Unterwürfigkeit (s. auch Kapitel Gute
Nacht, Deutschland) als Ursache mit in Betracht ziehen.
In den Druckmedien gewinnt man sehr häufig
den Eindruck, dass englische Wörter wahllos beigemischt werden, um
sich um eine präzise, vermutlich nicht beherrschte Ausdruckweise in
der deutschen Sprache herumzumogeln. Das deutsche Fernsehpublikum, das
schon bei drei Wörtern in englischer Sprache mit einer Übersetzung
bedient werden muss, ist die Zielgruppe.
Es ist daher interessant zu beobachten, dass
man ausgerechnet in den neuen Bundesländern (den njuh territories)
noch intensiver und wahllos durcheinander - kauderwenglisch schreibt (von
Sprechen kann hier keine Rede sein). Die Sättigungsbeilage ist
zur baked potatoe mutiert und man kann sein Fischbrötchen am
Strand bei einer "Fine Fish Food Company GmbH"
kaufen. Falls man sich vor Lachen in die ..., kann man gleich nebenan bei
Bluh Ssie Fäschn für Ersatz sorgen. Aber nur ein mal ist
mir dort ein englischsprachiger Tourist begegnet. Hoffentlich merkt man
noch rechtzeitig, dass das nicht mit dem großen Sprung nach vorn
gemeint ist.
Was halten Sie eigentlich von einem Speschl?
Ich werde versuchen zu erklären, was es nicht ist. Es ist kein
niedliches Streicheltierchen, auch wenn es sich so anhört. Wie vielfältig
dieses Substantiv in den USA verwendet wird, kann man erfahren, wenn man
z.B. in einer Bar ganz weltmännisch speschl bestellt. Es ist
nicht immer das Sonderangebot auf der Speisekarte.
Aber in meiner Tiewie-Programmzeitschrift
sollte es eigentlich "Sondersendung" bedeuten. Bei näherem
Hinsehen stellt man allerdings fest, dass es sich nicht um eine Sondersendung,
sondern nur um eine aktuelle Berichterstattung handelt. Aber die aktuelle
Berichterstattung ist die wesentliche Aufgabe einer (öffentlich-rechtlichen)
Fernsehanstalt, sollte daher nichts Besonderes sein, dafür bezahlen
wir schließlich nicht wenig. Man ist aber schon einen Schritt weiter:
Es heißt jetzt Spezial, ein Substantiv, dass es in
der deutschen Sprache nicht gibt.
Aber ich bin zufrieden, dass die Schulabgänger,
die auch nach 13 Schuljahren weder Deutsch noch Mathematik beherrschen
(so
die Klagen von Industrie und Handwerk), auch einen Arbeitsplatz gefunden
haben.
SPRACH-STÖRUNG ist der Titel
eines Beitrags im Stern vom 2.9.1999
Ich bin stolz darauf, selbst (also ohne fremde Hilfe!) herausgefunden zu haben, dass es sich bei einem Radio-Feature (DIE WELT 24.7.99, S.32) um einen Rundfunkbeitrag zu handeln scheint.
Vorsicht beim Einstieg in Fonds: Diese können auch eine negative Performance haben! (DIE WELT 03.09.99) . (Verlust ist doch ein hässliches Wort, ein Wort für Luhser.).
Aus den Werbeanzeigen der Zeitungen:
Im Landkreis Oberallgäu ist man in der überwiegenden Anzahl
der Unternehmen der deutschen Sprache mächtig. Aber nicht überall.
Ein Modehaus in Kempten verspricht seinen Kunden zum Sommer-Schlussverkauf
1999 kräisi teims, ein Autohaus wirbt mit Ssammerteim
und Manniteim, viele haben eine Hottlein, andere
geben sich gleich einen englischen Namen und bieten boddi-räpping
an.
Auch die Reisebranche umwirbt den modernen Menschen. Man kann ein Herbst-Heileit
beim
Spezialisten für Wällness, Kuren, Fitness und Bjuhti
(warum eigentlich nicht Kjuring?) buchen. Aber ich gehöre zu
den Menschen, die hier eher misstrauisch werden (hier
stock ich schon, s. oben).
Denn ich habe den Eindruck, dass ein Wällness-Hotel
teurer ist als ein Hotel zum Wohlfühlen und möglicherweise
hat ja auch Bjuhti mit Schönheit nichts gemeinsam.
Aber vielleicht hat das auch Methode: Niemand kann eine vermeintlich zugesagte
Leistung einklagen, wenn man schon bei der Begriffsdefinition steckenbleibt.
Die Müller Parfumerien sehen sich vermulich echt kuhl, kosmopolitisch und bzgl. der Zielgruppe punktlandend, wenn in einem Prospekt an alle Haushaltungen ("ssann und fann") die deutsche Sprache bis zur vorletzten Seite mit Mühe und Not durchgehalten wird, aber dann muss es heraus:
By the way: It is nice to be a Preiss, but it is higher to be a Bayer.