Bei dieser großen Anzahl kann man ziemlich sicher sein, daß
wir nicht die einzigen sind. Aber wo sind die anderen, könnten wir
Kontakt aufnehmen oder wäre gar ein Besuch möglich, oder hat
schon einer stattgefunden, wovon ja manche Mitmenschen überzeugt sind.
Aufgrund der Entfernung von Millionen und Milliarden Lichtjahren zu
den anderen Galaxien unseres Universums beschränken wir die Suche
zunächst auf unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße.
Gehen wir von 150 Milliarden Sternen in der Milchstraße aus (es sind vermutlich viel mehr) und machen folgende Annahmen (dieses Rechenmodell ist als Anregung zu verstehen und kann nach Belieben variiert werden):
Das Fenster.
Wir wollen natürlich Wesen kennenlernen, die etwa den gleichen
Entwicklungsstand haben wie wir. Denken wir an unsere Vorfahren vor 10
Millionen Jahren, so wäre eine Kommunikation nicht sehr effektiv,
was logischerweise auch auf Wesen, die in ihrer Entwicklung 10 Millionen
Jahre weiter sind, zutreffen muß.
Wir lassen die ersten 5 Milliarden Jahre (s. Nachtrag
unten)
des Universums verstreichen, damit sich genügend schwere Elemente
bilden können. Vor dem Ende der restlichen 10 Milliarden Jahre legen
wir ein Fenster von 10 Millionen Jahren, was 0,1 % dieses Zeitraumes entspricht.
Wir streichen also weitere drei Nullen und haben nur noch 1500 mögliche
Fälle übrig. D. h., unsere Chancen stehen nur noch 1:10 Millionen
(wenn man wieder nur den äußeren Bereich der Milchstraße
betrachtet). Bezogen auf eine größere Menge von Galaxien (es
gibt mehr als 150 Milliarden) ist das Vorhandensein der Kollegen innerhalb
der gegenwärtigen 10 Millionen Jahre als sicher anzusehen. Bezogen
auf unsere Milchstraße könnte der Wert im Bereich der statistischen
Schwankungen liegen, was bedeutet, daß wir hier auch doppelt soviel
oder keine kontaktfähigen Wesen finden könnten.
Wir lassen uns aber nicht entmutigen und gehen von 1500 Möglichkeiten
aus. Leider können wir nur 1.5% der Milchstraße beobachten,
was nur noch 20 möglichen sichtbaren Zivilisationen entspricht.
Wir gehen weiter davon aus, daß wir tatsächlich relativ
nah in nur 500 Lichtjahren Entfernung (das ist gleich um die Ecke, denn
unsere Galaxie mißt ca. 120 000 Lichtjahre im Durchmesser), Nachbarn
haben. Wenn diese vor 500 Jahren ein Funksignal zufällig in unsere
Richtung gesendet hätten, wüßten wir dies jetzt. Aber davon
können wir nicht ausgehen, denn wir müssen für diese Betrachtung
unser Fenster verkleinern. Wir nehmen an, daß eine Zivilisation in
dem gewählten Fenster von 10 Millionen Jahren nur 1000 Jahre lang
versucht, auf diese Weise Kontakt zu suchen. Davor konnten sie es noch
nicht, danach haben sie es entweder wegen Sinnlosigkeit (es ist eine
sehr hohe Sendeleistung erforderlich) aufgegeben oder andere Nachrichtentechnologien
entwickelt, die wir wiederum nicht empfangen können. Noch nicht.
Das reduziert die Anzahl der 1500 möglichen Fälle auf
Null, d. h. statistisch gesehen, käme dieser Fall erst bei 6-7 Galaxien
einmal vor.
Und vielleicht ist das gut so. Denn wenn diese
Nachbarn uns Menschen ähnlich sind, kann man nicht unbedingt friedliche
Besuchsabsichten unterstellen.
Nachtrag: Die Astrophysiker vermuten,
dass sogar 10 Milliarden Jahre erforderlich waren, um die zur Planetenbildung
erforderliche Materie zu erbrüten. Wir gehören also möglicherweise
zur ersten Generation, was die Entwicklung von Zivilisationen (bzw.
was wir darunter verstehen) betrifft. (Quelle: Bayr.
Fernsehen am 3.7.00, Space Night: Alpha-Centauri (15 Min.) Was ist der
Pferdekopfnebel?)
Unser Problem:
Wir sehen heute, das eine Marsmission am Geld scheitert. Daraus kann
geschlossen werden, daß eine interstellare Mission (also aus dem
Sonnensystem heraus) nur mit der gemeinsamen Leistung der ganzen Welt möglich
wäre. Dies setzt wiederum voraus, daß die ganze Welt keine anderen
Probleme hätte. Stellen wir uns folgendes Projekt vor: Die Weltgemeinschaft
beschließt die Entwicklung, den Bau und den Start einer unbemannten
interstellaren Mission zu Erkundung von Planeten mit Lebensformen. Die
beteiligten Staaten müßten für mindestens zwei Jahrzehnte
finanzielle Mittel bereitstellen, für ein Projekt, dessen Ergebnisse
im Erfolgsfall erst vorliegen, wenn die Generation, die diese Mittel aufbringt,
nicht mehr lebt. Hinzu kommt, daß solange die Sonde arbeitet, ständig
eine Empfangsstation in Betrieb sein muß. Davon abgesehen, sind die
erforderlichen Antriebstechnologien nicht in Sicht.
Sicher wäre Raumfahrt für uns in 10 Millionen Jahren kein
Thema mehr. Denn bis dahin hätten wir wohl die Geheimnisse des Universums
entschlüsselt.
Das Problem der anderen:
Bisher haben wir nur das gegenwärtige 10 Millionen-Jahre-Fenster
untersucht. Wir können aber weitere Fenster in die Vergangenheit legen,
was für jedes Fenster wieder 1500 Möglichkeiten ergibt. Wir müssen
uns jetzt die Frage stellen, wieviel frühere Zivilisationen bis heute
überlebt hätten. Überlebt heißt aber, sich weiterentwickelt
haben. Wir machen folgende einschränkende Annahme: Alle 250 Millionen
Jahre wird eine Zivilisation durch kosmische Einflüsse ausgebombt.
Nach 100 Millionen Jahren hat sich wieder eine Zivilisation entwickelt.
Es verbleibt ein Zeitraum von 150 Millionen Jahren, also Platz für
15 Fenster mit je 10 Millionen Jahren. Wir legen 5 dieser Fenster in die
Vergangenheit, so daß diese 50 Millionen Jahre vor unserem Gegenwartsfenster
zurückreichen. Weiter zurückzugehen betrachten wir aus folgendem
Grund als sinnlos: Sollten intelligente Wesen (von unserem Entwicklungsstand
ausgehend) mehr als 50 Millionen Jahre fortbestehen, sich also weiterentwickeln,
würden diese sich von uns ebenso unterscheiden wie im Blick zurück
um den gleichen Zeitraum auf unsere eigene Ahnenreihe. Wir ignorieren dabei
folgende mögliche Regeln der Evolution: Die Evolution macht eine Entwicklungspause
von vielen Millionen Jahren. Die Evolution bringt Formen nie ein zweites
mal hervor.
Wieviel Zivilisationen haben überlebt?
Wir machen wieder Annahmen: Von den 1500 möglichen Zivilisationen
jedes Fensters überlebt jeweils ein Drittel einen Zeitraum von
10 Millionen Jahren. Es ist dann mit etwa 750 höherentwickelte Zivilisationen
(500+166+55+18+6) zu rechnen, wovon sich ca. 10 (1,5%) in dem von uns beobachtbaren
Teil der Milchstraße befinden (Chance: 1:20 Millionen).
Auch hier gilt natürlich, wie vorher, daß es auch doppelt
so viele oder gar keine sein könnten.
Höher entwickelte Zivilisationen.
Sie könnten Antriebe bauen, die innerhalb eines Jahres auf fast
Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Sie beherrschen Gentechnologie und
Nanotechnologie, haben den Mikrokosmos erforscht und haben Computer
und KI-Systeme, die der Halbleiterphysik längst entwachsen sind. Und
das Wichtigste: Es sind vernunftbegabte rational denkende Wesen mit geistigen
Fähigkeiten, die den unseren weit überlegen sind. Sie haben daher
möglicherweise den Unsinn bemannter Missionen auf Entfernungen von
mehreren tausend Lichtjahren erkannt. Und sie haben vielleicht auch keine
Lust, mehrere tausend Jahre auf Ergebnisse zu warten. Sicher haben sie
das eigene Sternensystem erkundet und evtl. besiedelt, mindesten aber mit
Forschungsstationen und Basen versehen. Das sie in ihrer näheren Umgebung
auf Zivilisationen stoßen ist genau so unwahrscheinlich wie im Fall
Milchstraße. Aber vielleicht verkehren solche Gesellschaften längst
miteinander. Auf welche Art? Für uns genau so wenig vorstellbar
wie die Mondlandung für unsere Ahnen vor 20 Millionen Jahren.
Wohin würden sie reisen?
Sicherlich nicht ziel- und planlos in der Gegend herum. Bemannte Missionen
würden, wie auch bei uns, erst nach erfolgreichen unbemannten Missionen
durchgeführt. Oder gar nicht, weil die Qualität der Roboter perfekt
und einer Besatzung in vieler Hinsicht überlegen ist. Es ist durchaus
denkbar, dass bereits KI-Systeme im Universum unterwegs sind.
Wenn Siedlungsraum gebraucht wird, dann in der Nähe. Kosmische
Katastrophen lassen sich evtl. weit voraus ermitteln. Es ist wahrscheinlicher,
daß erst die Himmelskörper des eigenen Systems besucht und besiedelt
würden. Auswanderung einer ganzen Zivilisation ist sicher möglich,
aber zur nächstmöglichen Stelle. Wir können annehmen, das
eine raumfahrende Zivilisation ihre eigenen Probleme geklärt hat,
d.h. die Vernunft sich durchgesetzt hat und sie in friedlicher Mission
reisen.
Besuch aus anderen Galaxien (wie sehen sie aus?).
Während es nach dieser Rechenmethode durchaus möglich ist,
daß wir ziemlich allein in der Milchstraße wohnen, wären
wir bei Betrachtung des gesamten Universums sicher in zahlreicher Gesellschaft.
Wenn es einer Zivilisation nicht gelungen ist die Raum - Zeit zu überwinden,
wird sie auch bei Reisen mit annähernd Lichtgeschwindigkeit in der
Heimatgalaxie bleiben. Könnten sie aber die Raum - Zeit es überwinden,
wären sie sicher unterwegs. Aufgrund der vermutlich geringen Siedlungsdichte
im Universums haben sie uns evtl. noch nicht gefunden. Falls doch, sind
wir für sie genau so interessant wie für uns die Amöbe und
der Besuch lohnt nicht. Es ist aber eher wahrscheinlich, daß sich
Lichtgeschwindigkeit und Raum-zeit nicht überwinden lassen. Jedenfalls
nicht im Makrokosmos.
Aber wenn doch? Wie sähen sie aus? Aus Sicht mancher Esoteriker
weilen sie längst unter uns, inkognito. Aber dass sie äußerlich
von uns nicht zu unterscheiden wären, ist nach den Spielregeln der
Evolution so gut wie unmöglich.
Die Superzivilisation
Die Evolution ist sicher nicht auf den Daumen angewiesen. Es gibt möglicherweise
beliebig viele Möglichkeiten (Silizium statt Kohlenstoff?),
vor allem in Abhängigkeit der Umwelt, intelligentes Leben zu entwickeln.
Selbst dann, wenn die Umwelt eines Planeten der der Erde gleichen würde.
Entsprechend ist es unmöglich, fremde hochentwickelte Superzivilisationen
zu beschreiben. Denn diese haben ihren Geist-Seele Komplex vielleicht schon
von dem biologischen Trägersystem gelöst (oder lösen müssen).
Verfolgt man den durch Katastrophen und andere zufällige Ereignisse
geebneten Weg der Menschwerdung, so kann man auch zu dem Schluss kommen,
das das Ergebnis in dieser Form einmalig im Universum ist. Wir wollen aber
versuchen, einige mögliche Entwicklungen in die Zukunft der Menschheit
zu skizzieren, denn es ist natürlich auch möglich, daß
wir den Königsweg der Evolution beschreiten.
Überlegungen zur Zukunft der Menschheit
Zunächst muß festgestellt werden, daß das vorübergehende
Auftreten einer Art auf unserem Planeten durchaus als Normalfall betrachtet
werden kann. Wir könnten also auch ersatzlos von der Bühne verschwinden.
Nach dem nächsten Treffer aus dem All, zum Beispiel. Wir haben sicher
auch mehrere Möglichkeiten, uns selbst auszurotten. Sollte es gelingen,
diese Klippe zu umschiffen, wäre die Weltbevölkerung bis auf
weiteres mit dem Krisenmanagement, den Planeten Erde Bewohnbar zu halten,
beschäftigt. Mittel für weltweite Forschungsprojekte bleiben
knapp. Vorausgesetzt, diese Welt hätte gelernt, friedlich miteinander
zu leben.
Wenn wir den nächsten kosmischen Volltreffer rechtzeitig vorausbestimmen
können, könnte vielleicht ein Teil von uns überleben.
Diese Bedrohung könnte genügend schöpferische Energie freisetzen,
um tatsächlich etwas weiter zu kommen (die Evolution braucht Druck).
Bis zu vollständigen Ausreifung neuer Schlüsseltechnologien
(Nanotechnologie, neuronale Computer auf biologischer oder chemischer Basis,
Gentechnologie, Antriebe für interstellare Missionen) werden Jahrhunderte
vergehen. Nehmen wir an, wir hätten im Jahre 2500 alles im Griff,
so dürfen wir nicht vergessen, daß wir noch immer die gleichen
biologischen Wesen wären, mit allen unseren selbstbedingten problematischen
Verhaltensweisen. Zur Überwindung dieser Erblast der biologischen
Evolution müssen wir mindestens 10 - 20 000 Jahre ansetzen. Auch im
Jahr 2500 wären die folgenden Probleme immer noch die Probleme der
Raumfahrt: Um 94% der Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, müßte
ein Raumschiff 11 Monate lang mit 9,8 m/sec² (Erdbeschleunigung)
beschleunigen (11 Bremsmonate kämen hinzu) (Hinweis
für den kritischen Leser: Ich habe das Problem mit der Masse vernachlässigt,
denn diese wird auch infolge von Treibstoffverbrauch reduziert, andererseits
erhöht sich die träge Masse des Raumschiffs mit zunehmender Geschwindigkeit,
anders ausgedrückt: Ich weiß, dass diese Rechnung falsch ist).
Nach der Rückkehr würden die Schiffe sofort ins Museum für
technische Frühgeschichte gestellt, eine eventuelle Besatzung würde
sich (Zeitdilatation) in ihrer Zukunft zurechtfinden müssen.
Es wäre auch möglich, daß sie keinen mehr antreffen. Das
Thema der interstellaren bemannten Raumfahrt hat möglicherweise an
Bedeutung verloren, zumal die Wissenschaft auf der Erde genügend Betätigungsfelder
gefunden haben wird.
Bilanz
Es ist durchaus möglich, das unser Planet bereits entdeckt wurde
und schon das Ziel unbemannter Missionen war. Wir können aber auch
davon ausgehen, daß wir niemals Außerirdische zu Gesicht bekommen
werden. In den nächsten 2 Milliarden Jahren genau so wenig wie in
den vergangenen 2 Milliarden Jahren. Denn in 2 Milliarden Jahren ist der
Andromeda-Nebel bei uns (die Galaxie rast mit 300 Kilometer/sec auf uns
zu) und es könnte ungemütlich eng werden. Aber darum und daß
in 5 Milliarden Jahren sowieso das Licht ausgeht, müssen wir uns keine
Gedanken machen. Denn unsere Nachkommen in Milliarden Jahren (falls es
welche gibt - s. Abschnitt ...) - das sind nicht wir. Sie gleichen uns,
wie wir den Bakterien.